Wir sehen eine Gruppenausstellung mit ausgesuchten Werken und lauschen einem Vortrag von Dr. Roman Guski:Rostock im August 1992: Tagelang attackieren Neonazis eine Unterkunft für Geflüchtete und vietnamesische Vertragsarbeiter*innen mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen. Menschen aus der Nachbarschaft applaudieren und befeuern die Gewalt. Nachdem die Polizei vor dem rassistischen Mob kapituliert und sich zurückzieht, steht das „Sonnenblumenhaus“ in Flammen. Die über hundert darin eingeschlossenen Menschen können sich auf das Dach retten und entgehen nur knapp dem Tod.
Das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen war kein Einzelfall, sondern markiert den Höhepunkt einer rassistischen Gewaltwelle, die im Herbst 1991 in Hoyerswerda ihren Anfang nahm und sich in allen Teilen des wiedervereinigten Deutschlands zu einem rechten Flächenbrand ausweitete. Der Eskalation der Gewalt ging eine zunehmend rassistische Stimmung in Medien und Politik voraus. Nach dem Pogrom wurde das Asylrecht in Deutschland massiv eingeschränkt. Die Unterstützung für die Betroffenen der rechten Gewalt blieb aus. Sie wurden abgeschoben oder mussten teilweise viele Jahre um ihr Bleiberecht kämpfen.
Was vor 30 Jahren in Rostock geschehen ist, wirkt bis heute nach. Der Vortrag setzt die Ereignisse in den damaligen gesellschaftlichen Kontext und nimmt die politischen Folgen und die Aufarbeitung kritisch in den Blick.
—
Roman Guski hat Politikwissenschaften, Soziologie und Neuere Geschichte Europas an der Universität Rostock studiert und arbeitet im Feld der historischen und politischen Bildung. Er war u.a. Mitautor einer Studie des Instituts für Politik- und Verwaltungswissenschaften der Universität Rostock (2012) zur rassistischen Gewalt von Rostock-Lichtenhagen.
geöffnet: ab 15 Uhr
Vortrag: 19:30 Uhr